Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
Sarah Brooks
C.Bertelsmann
2024
Im neuen Roman “Oben Erde, unten Himmel” von Milena Michiko Flašar, erschienen im Februar 2023 im Verlag Klaus Wagenbach, geht es um den Tod. Und damit um nichts Geringeres als das Leben. Und das “Leben probiert man nicht aus. Man lebt es einfach. Es gibt keine Generalprobe (…). Keine Wiederholungen.”
Für die 25-Jährige Ich-Erzählerin Suzu, die allein mit ihrem Hamster in einer japanischen Großstadt lebt, besteht das Leben lediglich aus dem Verstreichen von Zeit. Bis sie auf Herrn Sakai und seine ungewöhnliche Reinigungsfirma trifft. Ehe sie sich’s versieht, wird Suzu Leichenfundortreinigerin. Das heißt, sie kümmert sich zusammen mit Herrn Sakai und dem Team um die Lebensräume von Menschen, die einsam verstorben sind und erst viel später gefunden werden. Im Japanischen gibt es dafür einen extra Begriff: Kodokushi. Und auch die Vorgehensweise der “Reinigungsfirma” ist sehr japanisch: Nach einem Gebet wird der Tote begrüßt (“Herr Ono, wir sind da.”), damit er sich nicht erschrickt, wenn sie seine Wohnung betreten (“Wir treten jetzt ein, Herr Ono. Ist das in Ordnung für Sie?”). Wenn alles sauber und aufgeräumt ist, wird ein Altar mit Blumen aufgestellt. Im Fall von Herrn Ono sind es gelbe Chrysanthemen, wie sie auch das Buchcover von “Oben Erde, unten Himmel” schmücken.
Auch wenn es nach einem schweren Thema klingt, liest sich der Roman leicht, sogar humorvoll. Wir begleiten Suzu ein Jahr lang, vom Winter bis zum nächsten Winter und erleben, wie ihr neuer Job sie grundlegend verändert. Großen Anteil daran hat Suzus Chef, dessen Mission es ist, sich gegen die Einsamkeit einzusetzen. Und dazu gehört es, seine Nachbarn zu kennen. “Meine persönliche Bitte an Sie: Lernen Sie sie kennen. (…) es genügt, wenn Sie sich gelegentlich nach ihrem Wohlbefinden erkundigen.” Und Suzu wird nicht nur ihre Nachbarn kennenlernen …
“Oben Erde, unten Himmel” ist ein wunderbarer Roman. Wegen des Themas? Auch. Aber vor allem wegen der Menschen darin, die ich sehr lieb gewonnen habe, auch und vielleicht gerade wegen ihrer Skurrilitäten. Ich werde dieses Buch nicht das letzte Mal gelesen haben.
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Sarah Brooks
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