Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Martina Hefter,
Klett-Cotta
2024
Dank Christine Wunnicke und des Berenberg Verlags dürfen wir eine faszinierende Frau und ihr Werk aus dem 17. Jahrhundert entdecken: Margherita Costa - Schriftstellerin, Poetin, Opernstar und Kurtisane, aber auch Mutter, Feministin und Freigeist. In der schönen, italienisch-deutschen Ausgabe “Margherita Costa: Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht” (erschienen im Frühjahr 2023), sind jetzt erstmals Texte aus ihrem 15 Bücher umfassenden Werk in Deutsche übersetzt worden. Auch wenn es sich um 400 Jahre alte Texte aus dem Hochbarock handelt, lesen sie sich erstaunlich aktuell. Zum Beispiel wenn Margherita Costa über die Vergänglichkeit der Schönheit klagt oder über die Leiden eine Frau zu sein:
“Ich Ärmste! Meine Schönheit ist verschwunden! / Wohin? Das Strahlen meiner Augen? Wo? / Mein hartes Herz? Es schlug so viele Wunden - / Die Blüte meines Frühlings, sie entfloh! / (…) Darf ich als Frau auf Gutes hoffen? / Was sind wir für geschundne Kreaturen! / (…) Ein Weib zu sein / bedeutet Schaden, Schande, Schmerz und Pein.”
Aber nicht nur mit diesen feministischen Gedichten hat sich die Römerin Margherita Costa einen Namen gemacht. Sie hat auch Kurioses und Satirisches zu Papier gebracht. So lesen sich die fiktionalen Liebesbriefe eines Verliebten ohne Arm an eine Frau ohne Nase oder die Briefe eines buckligen Verliebten an eine schielende Frau höchst amüsant: “So fahrt denn gerne fort, Euren geraden Blick auf meinen ungeraden zu richten, auf dass mein unschiefer Busen sich an Eure Schiefheit recht anschmiege. (…) von einer, die Eure Schiefheit schief sieht”.
Der zweisprachigen Werkauswahl stellt Christine Wunnicke eine Einleitung vom Leben, Schreiben und Verschwinden der Virtuosin Margherita Costa voran. Hier erfährt man einiges über den geschichtlichen Hintergrund, Costas Liebschaften und Verbindungen zu den Medici und Papstfamilien. Was ich zum Beispiel nicht wusste, dass Prostition im damaligen Rom ein legales Gewerbe war (mit Auflagen und Einnahmen für den Heiligen Stuhl).
“Margherita Costa: Die schöne Frau bedarf der Zügel nicht” ist ein inspirierendes Werk, das für mich einem Artist Date nach Julia Cameron gleichkommt. Es hat meine Kreativität beflügelt und mir einen Schub beim Schreiben verpasst.
Unbedingte Leseempfehlung für alle, die sich für talentierte Frauen vergangener Jahrhunderte interessieren.
Vielen Dank an den Berenberg Verlag für das Rezensionsexemplar.
Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Martina Hefter,
Klett-Cotta
2024
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