đź“– Buch Rezension & Kritik Das Loch -

Rezension vom 12.07.2024

Ein faszinierender Roman, der dir mit einem süßen Geruch nach Räucherkerzen und gesäuerter Miso-Paste ein Stück Japan nach Hause bringt.

Das Loch Hiroko Oyamada

Mit Hiroko Oyamadas neuem Roman Das Loch tauchen wir ein in einen japanischen Sommer auf dem Land. Die Zikaden zirpen, die Sonne brennt und Asa, die Ich-Erzählerin, ist gerade mit ihrem Mann von der Stadt aufs Land zu den Schwiegereltern ins Nachbarhaus gezogen. Während ihr Mann rund um die Uhr arbeitet, hat die junge Frau von fast 30 Jahren in ihrer plötzlichen Rolle als Hausfrau auf einmal viel Zeit. Was ihre ehemalige Kollegin als Traum bezeichnet hat, langweilt sie. Mehr noch, sie fühlt sich schlecht dabei und übt sich in Selbstkasteiung, indem sie die Klimaanlage nur für ihren Mann anstellt und nur für ihn die Misosuppe frisch kocht, auch wenn er erst nach Mitternacht von der Arbeit nach Hause kommt.

Als Asa eines Tages eine Erledigung für ihre Schwiegermutter macht und einem mysteriösen Tier folgt, fällt sie in ein Loch. “Es war wie geschaffen für mich. (…) In dem Loch war es gar nicht so ungemütlich.” Asa betritt eine Art Parallelwelt, begegnet dem unbekannten Schwager, der sich selbst als Nichtsnutz, Hikikomori, bezeichnet, weil er nicht wie alle anderen rund um die Uhr arbeitet: “Ich bin der Schandfleck der Familie. Sogar vor ihrer Schwiegertochter verstecken sie mich…”

Im Strom mitschwimmen und sich fĂĽr die Gemeinschaft aufopfern oder davor fliehen und ausgegrenzt werden wie der Schwager? Hat Asa eine Wahl?

In ruhigem Ton behandelt Hiroko Oyamada schwere Themen wie Einsamkeit, Regeln und Erwartungen der Gesellschaft, die zu einem vorherbestimmten Leben führen. Dabei steht die klare Sprache des 128 Seiten Romans im Kontrast zum Ungesagten und Unerklärlichem.

Ein faszinierender Roman, der dir mit einem süßen Geruch nach Räucherkerzen und gesäuerter Miso-Paste ein Stück Japan nach Hause bringt.

Vielen Dank an den Rowohlt Verlag fĂĽr das Rezensionsexemplar.

#hirokooyamada #dasloch #japan #arbeit #einsamkeit # parallelwelt #Hikikomori #rowohlt

Rezension - besprochenes Buch

Titel: Das Loch
Belletristik
218 Seiten
Verlag: Rowohlt Buchverlag
Erscheinungsjahr:
ISBN: 978-3-498-00486-6

Weitere Rezensionen wie Das Loch von Hiroko Oyamada